Unsere Vereinsgeschichte

Der Dachverband „Badische Heimat.“

Im Jahre 1908 schlossen sich in Baden die damals konkurrierenden Vereine „Badischer Verein für Volkskunde“ und der „Verein für ländliche Wohlfahrtspflege“ zusammen und gründeten den bis heute aktiven Verein „Badische Heimat“ mit Sitz in Freiburg. Der Zusammenschluss wurde vom Badischen Großherzog gefördert und erstreckte sich auf das gesamte Territorium des Großherzogtums Baden.

Als Ziel und Aufgabe standen der Schutz der Natur, der Umwelt und Landschaft, die Denkmalspflege, die Landes- und Regionalgeschichte, die Volks- und Heimatkunde einschließlich der Familiengeschichte im Mittelpunkt. In den 1920er Jahren hatte der Verein seine Blütezeit, da er sich mit namhaften Historikern und fachlich anerkannten Fachleuten einem breit gestreuten Themenspektrum öffnete. Nach 1924 zählte der Verein 12.000 Mitglieder. Diese Strahlkraft wirkte auch nach Bretten aus. Der Begriff „Heimat“ bekam nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg einen neuen Stellenwert.

In der ehemaligen Gastherberge „Zur Krone“, seit Anfang des 20. Jh „Hotel Krone“ fand die Gründungsversammlung des Vereins 1921 statt. Erstmals wird die Krone 1525 genannt, ist wahrscheinlich jedoch deutlich älter. Sie hat schon viele bedeutende Gäste beherbergt u.a. zweimal den Kaiser Karl V. Der angesehene Wirt Melchior Hechel war mit Barbara Schwartzerdt, der Mutter Philipp Melanchthons verheiratet. Melanchthons Bruder Georg Schwartzerdt heiratete Anna, die Tochter des Kronenwirts. Schon mit der Gründungsstätte beweist der Verein für Stadt- und Regionalgeschichte ein gutes Gespür für geschichtliche Bedeutung.

Die Vereinsgründung im November 1921.

Zu Beginn des Jahres 1921 wurden auch in Bretten Versuche in dieser Richtung gemacht, die zunächst zu keinem Ergebnis führten. Nach einem Vortrag des Freiburger Kunsthistorikers Prof. Dr. Max Wingenroth im Saale des Hotels Krone, wurde am 4. November 1921 die Gründung der Ortsgruppe Bretten der „Badischen Heimat“ beschlossen. Es trugen sich sofort 54 Mitglieder ein. Zum Vorsitzenden wurde Rektor Johannes Lilli gewählt, unter dessen Leitung im Jahre 1927 auch der Zusammenschluss mit der „Freien Kunstvereinigung“ Bretten vollzogen wurde. August Groll wurde 2. Vorsitzender und Schriftführer. Beisitzer waren Dr. Otto Beuttenmüller, Adolf Neureuther, Willy Peter und Heinrich Schlörer. Fast monatlich traf man sich zu einer lebhaften Vereinstätigkeit und organisierte Vorträge, Ausflüge oder Theaterspiele. Dr. Otto Beuttenmüller kümmerte sich um den Erhalt und Ausbau der Sammlungen des langjährigen Stadtrats Georg Wörner, der sich u.a. auch beim Bau des Melanchthon Gedächtnishauses bleibende Verdienste erworben hat. Kurz vor seinem Tod im Jahre 1903 hatte er seine Sammlungen der Stadt Bretten vermacht. Eine detaillierte Übersicht über die Aktivitäten der ersten 11 Jahre des Vereins belegen die niveauvollen Themen und honorablen Referenten dieser Vereinsphase.

Ab Januar des Jahres 1933 war die Ortsgruppe Herausgeber der monatlichen Zeitungsbeilage „Der Pfeiferturm“ in allen drei Brettener Tageszeitungen. Ab Januar 1936 bis zur kriegsbedingten Einstellung im Frühjahr 1943 erschien „Der Pfeiferturm“ nur noch in der von der Druckerei Franz Leitz Söhne herausgegebenen Tageszeitung „Brettener Tagblatt, nachdem zuvor das „Süddeutsche Volksblatt“ der Druckerei Friedrich Esser mit dem Brettener Tagblatt „vereint“ wurde.

10 Jahre ruht die Vereinstätigkeit von 1945 – 1955.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 1945 alle Vereine durch die Besatzungsmächte aufgelöst. Die Tradition der Heimatpflege und Geschichtsschreibung wurde in dieser Interimszeit von engagierten und historisch kompetenten Persönlichkeiten wie Dr. Otto Beuttenmüller und den beiden Brüdern Willy und Otto Bickel fortgesetzt.

In Bretten begann im Mai 1955 ein Neustart des Vereinslebens mit 26 Mitgliedern. Wiederum traf man sich im Hotel Krone. Willy Bickel übernahm den Vorsitz und Dr. Otto Beuttenmüller wurde der Stellvertreter. Die Kasse übernahm Gustav Münz, im Beirat waren August Groll, Dr. Erwin Huxhold, Friedrich Stäbler und Dr. Hans Potel. Man blieb beim bisherigen Konzept als ein rein kultureller Verein, unpolitisch, ohne Konkurrenz zur Vereinigung „Alt Brettheim“ und mit dem ausdrücklichen Wunsch zur Zusammenarbeit mit der VHS. Die Idee, an die Tradition des „Pfeiferturm“ anzuknüpfen, wurde verworfen. Stattdessen begann der Verein ab dem Jahre 1956 Jahrbücher für Kultur und Geschichte herauszu-geben. Insgesamt sechs dieser Schriften sind bis 1983 erschienen, die bis heute einen großartigen heimatgeschichtlichen Fundus mit Themen in großer Bandbreite darstellen.

In den Folgejahren erlebte der Verein wechselvolle Jahre und wechselhaftes Interesse für seine Aktivitäten. Die Brettener Ortsgruppe wird Mitglied im Schwäbischen Heimatbund und es finden Austausche und gemeinsame Exkursionen mit Gruppen aus Karlsruhe, Pforzheim, Bruchsal statt. Viele der Mitglieder haben sich parallel der Pflege und Betreuung des Melanchthonhauses gewidmet und Funktionen im Melanchthonverein übernommen. Immer nachdrücklicher kam es zur Forderung nach einem Heimatmuseum als ein zweites kulturelles Standbein neben dem Melanchthonhaus. Der Grundstock mit der Georg-Wörner-Sammlung war ja gelegt.

Ab 1933 erscheint „Der Pfeiferturm“ monatlich in der Regel mit 8 Seiten als Zeitungsbeilage. Trotz Einschränkungen während der Kriegsjahre kamen in 10 Jahren über 800 Seiten Wissenswertes über die Geschichte, die Volks- und Heimatkunde und die Familienforschung von Bretten und dem Kraichgau zustande.

In Bretten entsteht ein Heimatmuseum.

Und so entstand am 6. Februar 1991 der neu gegründete Museums- und Geschichtsverein Bretten mit Emil Ludin als Vorsitzendem und dem Amtsrichter Bernd Bierer als Stellvertreter. Zusammen mit dem traditionellen Ortsverein Badische Heimat in Bretten entstand nach 16 Jahren, im Jahre 1999, ein neues Brettener Jahrbuch „Neue Folge“ der Jahrbuchreihe für Kultur und Geschichte.“

Mit dem Folgeband im Jahre 2001 und weiteren Bänden 2003, 2005 und 2008 folgten insgesamt fünf weitere Jahrbücher mit Beiträgen erfahrener Heimatforscher und jüngerer Autoren. Die Breite der Themen spannt sich von den Geschehnissen des Mittelalters bis in unsere neue Zeit. Sie ergänzen als wertvolle geschichtliche Nachschlagewerke und Quellen die beeindruckende Reihe stadt- und regionalgeschichtlicher Publikationen.

Inzwischen hatte sich der Ortsverband Badische Heimat aufgelöst und ist mit dem Vereinsvermögen im Museums- und Geschichtsverein Bretten aufgegangen

Zu den Heimattagen Baden-Württemberg 1990 bekam Bretten ein kleines, aber feines Heimatmuseum, zunächst im Dachgeschoss des alten Rathauses. Seit 2002 ist das Museum im Schweizer Hof, Am Engelsberg 9, untergebracht. Dieses einst dem Verfall nahe und heute prachtvolle Fachwerkgebäude wurde durch die Bürgerinitiative Brettener Heimat- und Denkmalpflege unter der Regie des damaligen Oberbürgermeisters Paul Metzger mit rund 36.000 Arbeitsstunden fachgerecht restauriert.

Der Verein für Stadt- und Regionalgeschichte Bretten e.V

Für den Verein verengten sich die satzungsgemäßen Aufgaben und Themenfelder. Das geforderte Museum war realisiert. Zwangsläufig ließen sich die Zielsetzungen und Konzepte der unter städtischer Verantwortung liegenden Museumsarbeit nicht immer mit den Vorstellungen des Vereins realisieren. Am 7. März 2007 kam es zur Neuausrichtung mit Namens- und Satzungsänderung in „Verein für Stadt- und Regionalgeschichte Bretten e.V.“

Der Vorsitz wechselte von Wolfgang Martin an Dr. Walter Priebe, der schon von 1994 bis 1997 den Museums-und Geschichtsverein geleitet hatte. Stellvertreter Michael Ertz wurde durch Udo Stammnitz ersetzt.

Bei der turnusmäßigen Wahl am 12. April 2010 verzichteten die beiden Vorsitzenden auf eine Wiederwahl. Stadtarchivar Alexander Kipphan und Reinhold Müksch wurden gewählt und brachten dem Verein die kommenden neun Jahre wieder Kontinuität und eine stabile Vereinsstruktur. Aus beruflichen und persönlichen Gründen verzichtete Alexander Kipphan im Frühjahr 2019 auf eine erneute Wahl.

Die Wahl eines neuen Vorsitzenden erweist sich als schwierig. Altersbedingt nimmt die Zahl der erfahrenen und engagierten Vereinsmitglieder ab. Nachwuchs ist nicht in Sicht. Mit knapp über 20 Mitgliedern steht der Verein vor der Auflösung.

Schließlich signalisiert Wolfgang Stoll seine Bereitschaft und wird im März 2019 zum Vereinsvorsitzenden gewählt. Alle übrigen Vorstandsmitglieder bleiben bis zur turnusgemäßen Wahl 2020 im Amt. Der Ausbruch der Pandemie COVID-19 (Corona) im Frühjahr 2020 veränderte weltweit den Lebensalltag der Menschen und ließ die Neuwahlen erst im 100. Gründungsjahr 2021 zu. Seither leiten Wolfgang Stoll als Vorsitzender, Dr. Holger Jörg als Stellvertreter, Heidemarie Leins – wie schon seit 2007 – die Schriftleitung und Holger Müller die Vereinskasse. Im Beirat unterstützen uns Reinhold Müksch, Alexander Kipphan und Hans-Joachim Reiber.