Bretten in ur- und frühgeschichtlicher Zeit (7000 – 1000 v. Chr.)

Nur selten ist das Geburtsjahr einer Stadt, eines Dorfes oder einer Besiedelung exakt bestimmbar. Das Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung, das aus historischer Sicht als zeitlicher Maßstab gilt, z.B. die urkundlich belegte Stadtwerdung oder eine Schenkungsurkunde, sagt nichts über die tatsächliche zeitliche Existenz eines Ortes aus. Oft gehen Jahrtausende menschlicher Geschichte voraus. Die jeweilige Landschaft mit ihren natürlichen Gegebenheiten, ihren Landschaftsformen, dem Gewässernetz, dem Boden, dem Klima und der Verkehrslage bildete den Lebensraum der vorgeschichtlichen Menschen.

Sucht man die Zeit, in der die ersten Menschen den Boden unserer Heimat betraten, sehen wir etwa vor 20 Jahrtausenden eine ziemlich nackte Erdoberfläche, die die letzte Eiszeit als Rohform gebildet hat und die nur für ein paar Wochen des Jahres kurze Sommer mit flüchtigem Grün hervorbrachten, um danach wieder in treibendem Schnee zu versinken. Der Kraichgau blieb zwar eisfrei, aber es hat sicherlich auch hier ein unwirtliches Klima geherrscht. Der Urmensch, dessen Unterkiefer man 1907 in einer Sandgrube bei Mauer südlich Heidelberg gefunden hatte, lebte vor etwa 500.000 Jahren.

Die Menschen der älteren Steinzeit, etwa 800.000 bis 10.000 v. Chr., jagten Mammut und Rentier. Bis zum Ende der mittleren Steinzeit etwa 4.000 v. Chr. waren alle Volksgruppen Jäger und Sammler. Sie durchstreiften nomadenhaft das Land und waren an den Lebensraum des Jagdwildes gebunden. Mit der Erwärmung des Klimas begannen die Wälder zu wachsen, die den Speiseplan um Beeren und Früchte erweiterten. Diese flüchtige Lebensweise hinterließ keine für uns sichtbaren Spuren. Erst als nach Jahrtausenden die Bauern kamen und sesshaft wurden, kamen Ackerbau und Viehzucht. Pferde waren noch unbekannt aber Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen halfen mit, den Boden zu bearbeiten und Gerste, Hirse und Weizen zu säen. Der Kraichgau mit seinen vielfältigen regionalen Voraussetzungen und seiner fruchtbaren Landschaft boten beste Voraussetzungen zur Ansiedlung.

Diese Zeit lässt sich archäologisch in und um Bretten nachweisen. Zum ersten Male ist es 1912 dem Gymnasialprofessor Förster gelungen, im Hohkreuz eine steinzeitliche Siedlung zu entdecken, deren Spuren 1949 noch einmal angetroffen wurden. Bauernsiedlungen der jüngeren Steinzeit, also des 4. und 3. Jahrtausends v.Chr. sind durch den Uhrmachermeister Jäger ringsum Bretten an vielen Stellen gefunden worden. Drei größere entdeckte Siedlungen waren steinzeitliche Kulturgruppen, die als Bauernkulturen der Bandkeramik und der Rössener Kultur. bekannt sind.

Neben diesen Bauernkulturen war auch die zur endsteinzeitlichen Kultur zählende Menschengruppe der Schnurkeramiker auf der Gemarkung Bretten vertreten. Stadtrat Georg Wörner hat 1883 in zwei Grabhügeln auf dem „Schänzle“ bei Sprantal einen Kern älterer Bestattungen mit beigelegten Tongefäßen und Steinwaffen entdeckt. Deren wirtschaftlicher Schwerpunkt lag nicht auf dem Ackerbau, sondern auf ausgedehntem Herdenbesitz. 1888 fand Wörner in einem Grabhügel im „Lehrwald“ in einer Bestattung der mittleren Bronzezeit (um 1600) v. Chr. den Dolch eines Mannes. Diese Funde sind schnurkeramisches Erbe.

In der nun folgenden Urnenfelderkultur oder Urnenfelderzeit (1300 – 800 v.Chr.) kam es zur Leichenverbrennung und Urnenbestattung. Auch diese Zeit lässt sich durch einen Fund in Bretten um 1940 mit drei schöngeformten Gefäßen belegen.  Die Keltenzeit erfasst etwa das letzte halbe Jahrhundert vor Chr. Auf der Gemarkung Bretten ist sie mit drei Fundstellen vertreten. Ab 400 v. Chr. erlischt die Sitte, in Grabhügeln zu bestatten. In einem 100 Jahre jüngeren Grab ist die neue Bestattungsform als Flachgrab nachweisbar. Es wurde 1926 in der Ziegelei Betsche gefunden und zeigt einen keltischen Krieger mit voller Bewaffnung, mit Schwert, Lanze und Schild. Die Keltenzeit endet im letzten Jh. vor Chr.

Mit der Zeit um Christi Geburt vollziehen sich neue, große Veränderungen. Die Urgeschichte unserer Heimat ist abgeschlosseen. Mit der Römerzeit beginnt eine neue Zeitrechnung und die Frühgeschichte. Dass das Saalbachtal in dieser Zeit besiedelt war ist sicher und ebenfalls durch Funde von Bretten bezeugt. Es war in der Region eine Zeit des friedlichen Alltags. An den Segnungen der römischen Kultur, die links des Rheins einen verhältnismäßig ungebrochenen Übergang ins europäische Mittelalter erfahren hat, konnte das rechtsrheinische Gebiet allerdings nur kurze Zeit teilnehmen.

In Diedelsheim gefundene Vase der Bandkeramik, etwa 4.500 Jahre alt.